Anthroposophische Medizin – was ist das?
Anthroposophische Medizin erweitert die konventionelle, naturwissenschaftlich basierte Medizin um die seelischen und geistigen Anteile des Menschen.
Anthroposophische Medizin ist eine am Menschen orientierte Medizin. Sie ist ganzheitlich und individuell und erfasst die :
- physische Ebene
- biologische Ebene
- psychische Ebene
- und geistige Ebene
der menschlichen Existenz. (adaptiert nach: Dr. med. Hendrik Vögler, 1948-2015)
Anthroposophische Medizin will den ganzen Menschen mit seiner Erkrankung wahrnehmen – verstehen – beurteilen – behandeln.
Was ist das Integrierte Begleitstudium Anthroposophische Medizin?
Das Integrierte Begleitstudium Anthroposophische Medizin (kurz: IBAM) ist eine Erweiterung des Modellstudiengangs Humanmedizin der UW/H und begleitet den Studierenden über die gesamte Studiendauer.
Ziel des IBAM ist die systematische Befähigung zur integrativ-medizinischen ärztlichen Patientenversorgung mit anthroposophisch erweiterter Medizin. Zentral stehen hierbei die Schulung der Wahrnehmung, Reflexions- und Urteilsfähigkeit sowie Verantwortungsübernahme. Diese Elemente sind wichtige Voraussetzungen in der Entwicklung therapeutischer Fähigkeiten und einer menschorientierten ärztlichen Gesinnung. Kernanliegen ist es dabei, den Willen zur Hilfeleistung für den erkrankten Menschen zu stärken und sich als werdender Arzt auf einen eignen inneren Schulungsweg zu begeben.
Weitere Informationen finden Sie im Infoheft IBAM.
Kann ich das IBAM und Medizin gleichzeitig studieren?
JA! Das Integrierte Begleitstudium Anthroposophische Medizin knüpft an die Inhalte des regulären Medizinstudiums in Witten/Herdecke an. Es fügt sich über sechs Jahre in den Ablauf des Curriculum des Modellstudiengangs Humanmedizin der UW/H ein.
Mit dem Studiumsbeginn, in der Zeit des Problemorientierten Lernens im Modellstudiengang, stehen die Beschäftigung mit dem Menschen als Ganzem (Anthropologie) und eine erweiterte, die Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie übergreifende und integrierende Sicht im Vordergrund. Im Verlauf der klinischen Phase und der vielen Praktischen Einsätze wird Anthroposophische Medizin in den Kliniken im unmittelbaren Patientenkontakt vertieft. Im letzten Studienjahr kann das Praktische Jahr (oder Teile davon) unter anthroposophisch erweiterter Perspektive in entsprechenden Krankenhäusern absolviert werden.
Der Zeitaufwand beträgt pro Woche zusätzlich 2 Unterrichtseinheiten und 2 zusätzliche Wochenendtage im Semester, wenn man alle angebotenen Veranstaltungen besucht. Einige Veranstaltungen, besonders die Praxiseinsätze im Krankenhaus, sind auf das Medizinstudium voll anrechenbar.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wie verbindet sich das IBAM mit dem Medizinstudium?
Das Integrierte Begleitstudium Anthroposophische Medizin knüpft an die Inhalte des regulären Medizinstudiums in Witten/Herdecke an.
Es fügt sich über sechs Jahre in den Ablauf des Curriculum des Modellstudiengangs Humanmedizin der UW/H ein . Mit dem Studiumsbeginn, in der Zeit des Problemorientierten Lernens im Modellstudiengang, stehen die Beschäftigung mit dem Menschen als Ganzem (Anthropologie) und eine erweiterte, die Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie übergreifende und integrierende Sicht im Vordergrund.
Im Verlauf der klinischen Phase und der vielen Praktischen Einsätze wird Anthroposophische Medizin in den Kliniken im unmittelbaren Patientenkontakt vertieft. Im letzten Studienjahr kann das Praktische Jahr (oder Teile davon) unter anthroposophisch erweiterter Perspektive in entsprechenden Krankenhäusern absolviert werden. Der Zeitaufwand beträgt pro Woche zusätzlich 2 Unterrichtseinheiten und 2 zusätzliche Wochenendtage im Semester, wenn man alle angebotenen Veranstaltungen besucht. Einige Veranstaltungen, besonders die Praxiseinsätze im Krankenhaus, sind auf das Medizinstudium voll anrechenbar.
Muss ich mich gesondert in das Begleitstudium einschreiben?
Für Medizin-Studierende der UWH ist im Grundstudium, dem ersten Studienabschnitt des IBAM, keine Einschreibung erforderlich. Damit hat jeder Studierende ausreichend Gelegenheit, sich verpflichtungsfrei über die Anthroposophische Medizin und das Begleitstudium durch Besuch der angebotenen Veranstaltungen zu orientieren. Spätestens mit dem Beginn der klinischen Phase ist eine Einschreibung erforderlich, da Plätze in den aufwändig zu organisierenden und intensiven klinischen Blockpraktika bereitgestellt werden, die eine genaue Planung erfordern.
Bekomme ich einen zertifizierten Abschluss?
Das Begleitstudium ermöglicht den Erwerb eines universitären Zertifikats. Dieses qualifiziert bis auf die Praxisphase für das nationale und internationale Zertifikat "Anthroposophische(r) Ärztin/Arzt" der Gesellschaft Anthroposophische Ärzte in Deutschland.
Wie steht das IBAM zu Diskriminierung, Vielfalt und Menschenwürde?
Der Mensch wird am Du zum Ich. (Martin Buber)
Das Integrierte Begleitstudium Anthroposophische Medizin (IBAM) ist eine akademische Einrichtung in Lehre und Forschung.
In ihrer Suche nach Wahrheit ist Wissenschaft auf Multiperspektivität angewiesen. Kritische Reflexion eigener Voreingenommenheiten und herrschender Paradigmen kann Forschung und Lehre auf ein erkenntnisoffenes Fundament stellen und Diskriminierung die Grundlage entziehen. Wir sehen uns deshalb in der besonderen Verantwortung, Vielfalt zu achten, zu integrieren und zu leben.
Als Grundlage seiner Organisationskultur und des Zusammenarbeitens pflegt das IBAM:
- die Wertschätzung von Vielfalt und unterschiedlichen Perspektiven in der akademischen Arbeit
- die Achtung und den Schutz der Würde und die Förderung der Entfaltungsmöglichkeiten aller Menschen
- eine klare Haltung für Diversität, Integration und Inklusion und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung in der Begegnung mit jedem Menschen
- eine kontinuierliche Entwicklung des Zusammenwirkens, die Vielfalt ermöglicht und gestaltet.
Die Medizin erfordert in besonders sensibler Weise die gleichwürdige Behandlung jedes Menschen – unabhängig von seiner ethnischen, geographischen und kulturellen Herkunft, seines Alters, seiner politischen, religiösen und sexuellen Orientierung, seiner besonderen Fähigkeiten, seiner Lebensführung und seiner sozialen Situation.
Gleichzeitig erfordert das Anliegen einer umfassenden Heilkunst, Patient:innen in ihrer individuellen Biografie, ihrem Wertekontext und ihrer spezifischen Eigenheit zu erfassen. Individuelle Wege des Erkrankens und Gesundens erkenn- und lebbar zu machen ist uns ein wesentliches Anliegen in der Medizin.
Es ist daher wesentlich für uns, das der Medizin und dem ärztlichen Handeln zugrundeliegende Menschenbild zu reflektieren, zu erweitern und zu korrigieren, insofern es Schaden verursacht oder Diskriminierung bewirkt.
Wir sind uns der gegenwärtigen Kritik und den Vorwürfen gegenüber der Anthroposophie und Rudolf Steiner in Bezug auf Rassismus und Antisemitismus bewusst. Neben einzelnen berechtigten kritischen Gesichtspunkten dazu sehen wir in der Anthroposophie ein hohes Potential und umfassende Veranlagung, zu einer Gemeinschaft aller Menschen beizutragen, in der Freiheit, Gleichberechtigung und Geschwisterlichkeit gelebt werden. Durch die Fokussierung auf das individuelle geistige Wesen des Menschen und auf seine Freiheit zu Anerkennung, Verständnis und Zusammenarbeit über alle Unterschiede hinweg können Herkunft und Unterschiede überwunden werden. Wir begreifen Anthroposophie als eine praktische Entwicklungsphilosophie. Sie kann uns helfen, von- und miteinander zu lernen und Menschlichkeit zu leben.
Zur inhaltlichen Vertiefung wollen wir auf folgende Diskursbeiträge hinweisen:
Die Gegenstände der Bemühungen der Medizin sind die sinnlichsten und zugleich die höchsten, die einfachsten und die kompliziertesten. Die Medizin beschäftigt den ganzen Menschen, weil sie sich mit dem ganzen Menschen beschäftigt.
(Johann Wolfgang von Goethe)
[1] Die Zugänglichmachung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Info3 Verlags Frankfurt