Ärztliche Bewusstseinsbildung & Ethik

Ein dreijähriges Curriculum zur ärztlichen Bewusstseinsbildung und Ethik am Beispiel der Medizin im Nationalsozialismus

Das Curriculum "Ärztliche Bewusstseinsbildung und Ethik am Beispiel der Medizin im Nationalsozialismus" erstrebt eine intensive Auseinandersetzung mit medizinethischen Themen - damals und heute. Jährliche Schwerpunktthemen und medizinethische Seminar-Exkursionen zu Gedenkstätten der Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus ermöglichen tiefe Einblicke in die Entstehung, Entwicklung, systematische Umsetzung und Auswirkungen des kaum Denkbaren und doch Menschenmöglichen. Die Arbeitsergebnisse werden der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt und in Diskurs gebracht.

Im Report der Lancet Commission on medicine, Nazism, and the Holocaust findet dieses Curriculum im ergänzenden Material Erwähnung - s.a. Pressemitteilung der UW/H.

Die Jahresthemen beschäftigen sich mit:

> Jahr 1: SS-Ärzte und Häftlingsärzte – das Selbstverständnis der Medizin zwischen Vernichtung und Heilung. Exkursion zu den Gedenkstätten der ehem. Konzentrationslager Auschwitz & Auschwitz-Birkenau.

> Jahr 2: Die Freigabe der "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Das negierte Lebensrecht des Anders-Seienden. Exkursion zur Gedenkstätte der ehem. Tötungsanstalt Hadamar.

> Jahr 3: Politisch-soziale Diskriminierung und Verfolgung. Das entstellte Bild des Menschen. Exkursion zur Gedenkstätte der ehem. Konzentrationslagers Buchenwald/Weimar und zum Gedenkort Topf & Söhne, Erfurt

Veröffentlichungen:

=> Report: The Lancet Commission on medicine, Nazism, and the Holocaust: historical evidence, implications for today, teaching for tomorrow 

Cultivating awareness of the Holocaust in medicine - Veröffentlichung in "The Lancet"

Ärzte in Auschwitz. Der Nationalsozialismus und die Medizin im „Dritten Reich“. (Dokumentation Exkursion 2012)

Ärzte in Auschwitz. Über die Beziehungen des Nationalsozialismus zur Medizin. (Dokumentation Exkursion 2015) 

Das Curriculum findet statt in Kooperation mit dem Ita Wegman Institut für anthroposophische Grundlagenforschung, dem Studium fundamentale und dem Curriculum Berufliche Persönlichkeitsentwicklung und Innere Arbeit des Modellstudiengangs Humanmedizin an der Universität Witten/Herdecke.

Derzeit werden die Erfahrungen und Wirkungen des Curriculum Jahr 1 auf die Studierenden während und nach der Exkursion an die Gedenkstätten Auschwitz und Auschwitz-Birkenau untersucht. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der international für professionelle Identitätsbildung, Reflective Writing und Medizin und Holocaust renommierten US-Psychologin Hedy S. Wald von der Warren Alpert Medical School of Brown University, Providence, RI, USA;  sie ist zudem Mitglied der 2021 begründeten Lancet Commission on medicine, Nazism, and the Holocaust. Erste Forschungsergebnisse wurden veröffentlicht:
Riesen, M. S., Kiessling, C., Tauschel, D., & Wald, H. S. (2023). "Where my responsibility lies": Reflecting on medicine during the Holocaust to support personal and professional identity formation in health professions education. GMS Journal for Medical Education, 40(2) (deutsch / englisch).

Zu den bisherigen Aktivitäten

Das System der Konzentrationslager am Beispiel Buchenwald und Witten

Rassifizierung, systematische Verfolgung und Ermordung, Menschenexperimente - kaum ein Thema ist derart prägend und bedeutsam für die neuere deutsche Geschichte wie die Zeit des Nationalsozialismus. Menschen wurden aus unterschiedlichsten ethnischen, politischen religiösen, sozialen, gesundheitlichen oder sexuellen Gründen verfolgt, unter katastrophalen Bedingungen in Konzentrationslagern gefangen gehalten und millionenfach ermordet.

Wie kam es zu dieser systematischen Entwicklung und Umsetzung?

In der Auseinandersetzung mit dieser Frage unternahmen Studierende und Lehrende des Integrierten Begleitstudiums Anthroposophische Medizin der UW/H eine Exkursion zu der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald in der Nähe von Weimar und dem Erinnerungsort Topf und Söhne (die Ofenbauer von Auschwitz) in Erfurt.

Mit einem Präsentations- und Diskussionstag am Samstag, 22. April in Witten wollen die Studierenden gemeinsam mit Interessierten ihre Erfahrungen teilen und vertiefen und laden dazu herzlich ein. Der Tag beschäftigt sich mit dem Thema „Das System der Konzentrationslager am Beispiel Buchenwald und Witten“.

Das Programm sieht drei Anteile vor, die jeweils auch einzeln besucht werden können.

Alle Zeiten, Orte und QR-Code für Workshopanmeldung

Die Dokumentation zur Exkursion Buchenwald im November 2022 finden Sie hier.

Das System der Konzentrationslaer am Beispiel Buchenwald und Witten

„Wo meine Verantwortung liegt“: Reflexion über die Medizin während des Holocaust... - Journal of Medical Education (2023) - open access

Peter Selg: Heilpädagogik oder «Kindereuthanasie»? - Karl Königs Auseinandersetzung mit Werner Catel

Peter Selg: Nach Auschwitz. Auseinandersetzungen um die Zukunft der Medizin.

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